P-art-Y für die Sinne der Jugendkirche
von Willi Schönauer
Vier Tage, vier großen Hallen plus Foyer und Begleitprogramm – die art-Karlsruhe ist zu viel für einen Tag. Man kann sich sattsehen, den Hunger stillen nach Schönem und Schaurigem, nach Genialem und Banalem und den vielen inspirierenden Mischungen davon, voller augenzwinkernder Fantasie und handwerklichem Können:
Da ein paar Raaben auf dem Rand einer Zinkwanne, einer davon hat seinen Kopf in weiße Gipsmilch getaucht und ist nun obenherum selbst weiß eingegipst, daneben ein mit schwarzen Federn vollkommen ausgekleideter Schrank, nur von der Rückwand her greifen goldene Hände nach dem Betrachter, von der Hallendecke hängend eine riesige Lichtskulptur, die wie eine Matrix mit stets wandelnden Farbmustern verschlüsselte Botschaften an die davor in schwarzen Liegestühlen meditierenden BesucherInnen sendet.
Wir haben uns treiben lassen, ohne gezielt nach spirituellen Elementen und Glaubensthemen zu suchen und doch sind sie uns ins Auge gesprungen: Eine ganze Reihe der gezeigten Arbeiten könnte phantastisch gut in die Arbeit der Jugendkirchen einfließen, als anregende Zitate, nachdenkenswerte Kritik oder als politisches Statement. Wie gut würde den Jugendkirchen verstärkte Zusammenarbeit mit KünstlerInnen tun, wie anregend kann der Besuch solcher Ausstellungen für eigene Projekte sein. Und wie wertvoll ist die Kunst mit ihrem ideellen Vorausdenken und auf-den-Punkt bringen, jenseits der für uns Normalsterbliche kaum erschwinglichen Preise für die Werke.
Hier die Pressemitteilung der art (Ausschnitt)Die art KARLSRUHE ist ein Gesamtkunstwerk
Erfolgreicher Auftakt zur elften Internationalen Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst
Was ist die Kunst? Diese Frage stellte Peter Weibel, Vorstand des ZKM, in seiner Eröffnungsrede zur elften art KARLSRUHE. Kunst, so Weibel, sei soziale Konstruktion und damit das Produkt mehrerer Parteien – eine Mehrfachbeziehung. In Weibels Ansprache ging es um die vielfältigen Verflechtungen der Kunst – und um den Zusammenhang zwischen Kunst und Markt, von dem die art KARLSRUHE vitales Zeugnis ablegt. Weibel würdigte Karlsruhe als Hauptstadt der "Bildungsrepublik Deutschland", geprägt durch das Zusammenspiel zahlreicher künstlerischer Institutionen. Der art KARLSRUHE komme in diesem Netzwerk eine herausragende Rolle zu.
"Die art KARLSRUHE ist ein Gesamtkunstwerk", betonte Messechefin Britta Wirtz schon während der vorangegangenen Pressekonferenz. Dass der badische Kunsthandelsplatz über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus Strahlkraft besitzt, belegt die Statistik: Jede fünfte der 220 Galerien kommt aus dem
Ausland. Von den 38 Neuausstellern ist es gar jeder Zweite. Derweil befasste sich Gastredner Peter Raue zum einen mit der Raubkunst-Debatte, ausgelöst durch die Sammlung Gurlitt, zum anderen mit den Turbulenzen, die dadurch entstanden sind, dass die Mehrwertsteuer auf Kunstwerke jüngst von 7 auf 19 Prozent angehoben worden ist. "Die Politik", urteilte der renommierte Berliner Kunst-Anwalt, "handelt in einer Weise, die die Kunst ruiniert". Raue geißelte das steuerrechtliche Chaos, das derzeit in Deutschland herrsche. Da die Durchführungsverordnung für die Änderung der Mehrwertsteuer immer noch auf sich warten lässt, wüssten die Galeristen nicht, auf welchen Teil des Verkaufspreises sie die 19 Prozent abführen müssten. Peter Raue sprach damit ein Problem an, das viele der Aussteller umtreibt. Im Grußwort zur Vernissage gab auch Jürgen Walter, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, ein Statement zu diesem Thema ab: "Damit die Kunst kaufbar bleibt, ist das Land Baden-Württemberg bemüht, eine steuerrechtliche Lösung zu finden im Sinne der Kunst."
Über die "große Renaissance der Malerei" freute sich Messekurator Ewald Karl Schrade. Sowohl in den Messekojen der 220 Aussteller aus 13 Ländern als auch beim ARTIMA art meeting und in der Sonderschau der Sammlung Nannen behauptet sich das traditionsreiche Medium glänzend. Aber auch Skulptur und Editionskunst kommen nicht zu kurz bei der elften Internationalen Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst. Ein Publikumsmagnet der Eröffnung waren die beiden Sonderschauen. Nicht zu übersehen und vor allem in den Abendstunden berückend schön die Lichtskulpturen der Stuttgarter Künstlerin rosalie, "Chandalier" in der Aktionshalle und "LightScapes" in der dm-arena."Ich bin sehr angetan vom Zuspruch und dem riesigen Andrang von der ersten Messeminute an", so Frank Schmidt, Direktor der Emdener Kunsthalle, der die Sonderschau mit Werken aus der Sammlung Nannen in Halle 1 kuratiert hat. "Wir freuen uns über diese positive Resonanz des Messepublikums und hoffen natürlich, dass einige von ihnen auch den Weg nach Emden in unsere Kunsthalle finden werden."
Wie jedes Jahr punktet die art KARLSRUHE mit ihrem reichen Angebot von Werken verschiedenster Stilrichtungen – von Expressionismus und Neuer Sachlichkeit über Informel, Pop Art und neoexpressive Malerei bis hin zur jüngsten Gegenwartskunst. In Halle 1 sind erstklassige Editionswerke versammelt. Die Bandbreite reicht von handsignierten Blättern von Le Corbusier, Pablo Picasso oder Sonja Delaunay bei der Züricher Galerie Bommer, die im vierstelligen Preisbereich liegen, bis zu den Fotografien von Ralf Peters, dessen sechsteilige Serie "Indoor #1-6" für 42.000 Euro bei der Berliner Galerie Kornfeld angeboten wird. Die teuersten Werke sind bei den Galerien der Klassischen Moderne in den Hallen 2 und 3 zu finden. Die Schweizer Galerie Henze & Ketterer wartet erneut mit Hochkarätigem auf. Mit 2,5 Millionen Euro ist Ernst Ludwig Kirchners "Berghirte im Herbst (Berghirte mit Ziegen)" von 1921 veranschlagt. Max Pechsteins "Weintraube (Stilleben in Rot)" von 1917 ist für 475.000
Euro zu haben, und Karl Schmidt-Rottluffs "Stilleben mit Holzplastik" von 1949 kostet 450.000 Euro. Hochpreisiges präsentieren auch die Galerie Nothelfer (eine Arbeit von Kazuo Shiraga ist hier für 1,2 Millionen Euro zu erstehen) und Die Galerie (Max Ernsts "Les jeunes et les jeux twistent" kostet ebenfalls 1,2 Millionen Euro). In der dm-arena, Sektion "Contemporary art", begeistert die One-Artist-Show von Claude Wall, dem letztjährigen art KARLSRUHE-Preisträger, am Stand von Angelo Falzone genauso wie die Stände der Neuaussteller Eva Meyer (Paris), Flower (London) oder Cornelissen (Wiesbaden).
...Für viel Aufsehen am Stand der Berliner Galerie sorgte nicht nur das bemalte Modell eines Buick-Wagens des Pekinger Künstlers Ma Jun, sondern auch der letztjährige Hans Platschek-Preisträger GIOM Guillaume Bruère: Mit raschem, gleichwohl präzisem Strich zeichnete er über ein Dutzend Porträts direkt vor Ort. Bei der Galerie Supper aus Baden-Baden fand das Fadenbild "Gestürzter Engel" von Biennale-Teilnehmerin Monika Thiele ebenso schnell einen Abnehmer wie mehrere Werke von Mike MacKeldey. "Wie im letzten Jahr sind wir wieder erfolgreich und höchst zufrieden mit dem Messestart", ließ der Galerist Dirk Supper wissen.
Die art KARLSRUHE zeigt noch bis zum 16. März über 10.000 Kunstwerke der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst, viele in den 160 One-Artist-Shows und auf den 21 Skulpturenplätzen. Nicht verpassen sollte man die beiden Preisverleihungen: Der Hans Platschek-Preis für Kunst und Schrift wird heute um 17 Uhr in der Aktionshalle vergeben. Am Freitag, 14. März, ebenfalls um 17 Uhr in der Aktionshalle, lüftet sich das Geheimnis, welcher Galerist und welcher Künstler in diesem Jahr mit dem gelungensten Messeauftritt die Jury des art KARLSRUHE-Preises überzeugen konnten.
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